Wundertüte: der Württembergische Kammerchor in St. Georg

Die Rheinpfalz vom 24.06.2024 über das Konzert am 23.06.2024 in St. Georg zu Kandel

"Es war eine kompakte, ungetrübt fesselnde Sternstunde der A-cappella-Kunst, technisch auf olympischem Niveau, die in ihrer konzentrierten spätromantischen Werkauswahl an allen emotionalen Pfeilern rüttelte. Johannes Brahms und Max Reger mit ihren wirkmächtigsten geistlichen, jedoch stilistisch recht unterschiedlichen Kompositionen in alternierender Folge zu präsentieren – das schuf zusätzlich Momente extremer Spannung, aber auch wonnigen Versinkens.

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Künstlerischer Hochleistungssport

Die Ausführenden des größtenteils doppelchörigen Programms indes mussten sich dabei auf einen wahren Parforceritt begeben. Denn stimmenergetisch wie auf der Gestaltungsebene handelt es sich hier um wahrhaft künstlerischen Hochleistungssport, der zudem ein Maximum an Konzentration in ausnahmslos jedem Moment fordert.

Aber Dieter Kurz segensreiche Probenarbeit mit den rund 30 durchweg ausgebildeten Stimmen und seine klare Impulsgebung vom Pult beförderten Interpretationen, wie man sie in solcher Perfektion und Verbindlichkeit noch nie zu hören geglaubt hatte. A-cappella-Singen ist ja zuvörderst eine Herausforderung an die Intonationssicherheit. Und die war in diesem Falle makellos. Dass die Text-Artikulation, die blitzblanken, lustvollen Aufschwünge der Diskantstimmen, das geerdete sonore Bassfundament und die blutvoll satten Altstimmen für sich genommen faszinierten – geschenkt.

Absolute atemlose Stille

Denn vor allem war es der in sich so gerundete, einfach umwerfend schöne Gesamtklang des Ensembles, es waren die schillernden Prachtklänge (beispielsweise in den Fest- und Gedenksprüchen) und fast mehr noch – gerade bei Reger – die samtene Makellosigkeit der verebbenden Schlussakkorde. Er waren die schlackenfreien Konsonant-Absprachen, das ungetrübte Übereinkommen bei allen dynamischen und agogischen Extravaganzen, die einfach aufs Tüpfelchen stimmten, und es war die glühende Emphase, die jeden Aufschwung, jedes Abebben in eine Sensation verwandelte. Da erreichte der Württembergische Kammerchor einen Grad an Subtilität und feinster Nuance, die einem schier den Atem raubte.

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Gertie Pohlit

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